Dienstag, 2. April 2013

Freiheit

Zurückgesehen hatte ich keine Zweifel oder Sorgen im Leben.
Ich musste mich um gar nichts sorgen.
Jeder Tag war ein neues Abenteuer.
Keine Gedanken über Konsequenzen. Keine Gedanken über Verantwortung.
Während der Himmel blau war und die Sonne auf mich herabschien, dachte ich, mein ganzes Leben wäre in Ordnung und nur überfüllt mit Glück.
Egal wo ich war, es fühlte sich an wie mein Zuhause.
Der Wind, der mir durch das Haar wehte, die Sonnenstrahlen, die meine Wangen küssten, der Duft nach Fröhlichkeit und Liebe.
Ich hatte eine starke Leidenschaft in mir.
Jedem schenkte ich mein Lächeln und teilte mit ihnen Frieden.
Jeder Mensch war mein gemütlicher Sommer.
Doch irgendwann erlebte ich den Winter meines Lebens.
Ich fing an, jede Nacht mit Visionen einzuschlafen.
Lachend, weinend und tanzend mit den Leuten, die ich liebe.
Als würde ich sie sehr bald nicht mehr sehen.
Die Kälte der letzten Jahrezeit hatte mich endgültig gepackt.
Die Jahre meines Seins gehe ich eine endlose Strasse entlang und meine Erinnerungen an Freude und Lebenslust sind die einzigen Dingen, die mich tragen.
Meine einzige wirkliche Hoffnung auf glückliche Zeiten.
Auf Wärme, auf Sommer, auf Freiheit.
Ich weiß nicht, ob es irrsinnig ist, zu viele Träume zu besitzen.
Träume, die ich plötzlich mit niemandem teilen möchte und sie nur für mich existieren. 
Irgendwas hat diese Träume durchgestrichen.
Sie zerplatzen wie Millionen von Sternen in den Nachthimmel, die auf mich herabfallen und mir zu Last werden.
Aber mir hat es trotzdem nie wirklich viel ausgemacht, weil ich weiß, dass man vieles aufgeben und verlieren muss, um zu wissen, was wahre Freiheit bedeutet.
Oder vielleicht war ich auch einfach blind.
Ich war trotzdem schon immer ein ungewöhnliches Mädchen.
 Man sagte mir, ich hätte eine unveränderbare Seele, besitze keinen moralischen Kompass, dessen Zeiger nach Norden zeigt, eine zu feste Persönlichkeit. Nur ein Hauch von Unentschlossenheit, die gerade so breit und schwankend wie der Ozean ist.  Ich hatte nichts und wollte alles.
Mit einem Feuer für jede Erfahrung, und eine Obsession für die Freiheit, die mich zu dem Punkt brachte, dass es mich selbst immer wieder überrascht, wenn ich darüber rede.
Und diese Träume und Gedanken schoben mich hin und her und machten mich zu einer ruhelosen Seele, die immer mehr zum Wahnsinn schwebt.
Ein Wahnsinn, der mich auf den Weg dorthin immer blendet.
 
Jede Nacht bete ich, dass ich zu mir selbst finde. Und schließlich werde ich das.
 
Ich habe nichts zu verlieren, nichts zu gewinnen und auch nichts zu wünschen, außer aus meinem Leben ein Kunstwerk zu machen.


Geschrieben von A.C
 
 
 

Samstag, 26. Januar 2013

Alles andere bleibt geheim


Ihr Herz stirbt einen langsamen Tod. Jede Hoffnung wird vergossen, jede fällt zu Boden, wie schwere Blätter des Herbstes, bis eines Tages nichts mehr übrig ist. Keine Hoffnung bleibt; Sie trägt ihre Maske, um ihr Gesicht zu verbergen. Ihre Augen sind feucht, doch es rinnt keine Träne. Sie darf nicht fühlen, sie darf nicht wissen. Die Frau ist die Künstlerin und das Kunstwerk selbst. Sie muss lächeln und sich präsentieren. Das ist alles. Alles andere, was sie besitzt und ihr Sein vervollständigt, sind Schatten. Alles andere bleibt geheim.
 
Geschrieben von A.C

Montag, 5. November 2012

Frühwinter

Es kommt immer eine Zeit, bei der die Bäume ihre Blätter fallen lassen,
bei der die Dunkelheit länger herrscht als das Tageslicht und
die Kälte sich in unserer Welt ausdehnt.

Es kommt immer eine Zeit, bei der alles stehen und liegen gelassen wird,
bei der man lacht und gleichzeitig schweigt während die Sonne sich hinter
grauen Wolken versteckt.

Es kommt immer eine Zeit, bei der sich unsere Wege treffen,
bei der wir in die Leere treten und zusammenzucken.
Bei der jeder seinen eigenen Weg weitergeht, ohne sich zu verabschieden.

Manchmal scheint es so, als hätte es die Zeit eilig. Manche Sachen kommen zu früh an, manche zu spät und das passiert leider überrschaschend.
Diese Überraschung hat immer den gleichen Prozess: Man vertraut- man liebt- man wird enttäuscht- man fühlt sich verzerrt.

Vertrauen beginnt mit einer leichten Wärme. Vertrauen ist wie der Frühling. Die Kälte spürt man noch, doch sie wird langsam vergessen. Sobald das schöne Gefühl bei jedem Menschen angekommen ist, spielt der Nachtigall sein Lied und die Natur blüht auf. Man wartet auf das Blütenfest. Man wartet auf die ersten Knospen.
Die Sonne zeigt ihren Glanz und versucht uns mit ihrer Licht zu blenden.
Vertrauen ist das schöne Grün, wenn der letzte Schnee weggetaut ist.
Auch die Seele taut auf.
Ich habe gelernt zu vertrauen, denn mir gefiel dieses wunderbare Gefühl. Das Gefühl schweben zu können, obwohl man weisst, dass man es nicht tut. Doch ich fühle mich unglaublich leicht und mein Vertrauen wurde grösser und grösser.

Liebe beginnt mit der Hitze. Liebe ist wie der Sommer. Flammend heiss, weil die Sonne immer am höchsten steht. Der Himmel neigt sich milde und man lächelt der Person, die man liebt und vertraut, an. Wenn die Luft durch die Felder geht, der Baum sein Kleid wechselt, der Garten nach Sonnenblumen und Honig duftet. Ich dachte, diese Liebe sei wertvoll und stabil. Liebe gibt Sicherheit. Und ich fühlte mich sicher. Sicher und geborgen, weil ich überall hingehen konnte, ohne verletzt zu werden.

Enttäuschung beginnt mit einem Fallen. Enttäuschung ist wie der Herbst. Der kalte Wind weht durch das Land, der Nebel umhüllt den Körper, das Herz wie von Tau benetzt. Die Blätter fallen von Bäumen, während der blasse Mond am Himmel steht und mich beleuchtet. Wenn die Luft nach Erde riecht und weithin das Grau dämmert, tiefe Schatten den Boden zieren, die Seele wie verschollen ist. Ich wurde enttäuscht und verletzt. Ich habe  zu viel erwartet und wurde abhängig von Liebe. Ich habe mich danach gesehnt, aber habe den falschen Weg gewählt. Es herrscht Krieg in meinem Kopf und ich kann nicht mehr klar denken. Ich fiel wie ein Blatt, das im Herbst nur ganz schwach und schwer an einem Ast hängt.

Sich verzerrt fühlen, beginnt mit der Kälte. Sich verzerrt fühlen ist wie der Winter. Verschwunden ist das goldene Gestalt. Nass und kalt ist der Boden unter den Füssen. Das Herz, welches heimlich geloht und gebrennt hat, steht still. Der Winter schürt die Seele. Schneeverhangen liegt sie in stillem Traum, während das ganze Land silber erscheint und der See seine Haut bekommt. Ganz dünn liegt der zerbrechliche Körper auf eine Eisschicht. Furchtbar kalt und eisig. Gefrorene Tränen fallen von den Wangen ab. Erstarrt wie kühler Morgentau. Die Quelle dringt hinein. Finster und klamm ist die Seele nun aus Eis. Hat es sich gelohnt, darüber nachzudenken? Was sollte lohnen können, wenn der Winter einen vernichtet. Vollkommen ausgetilgt aus der Welt.

Ein Moment, bei dem man sich fragt, ob wir tatsächlich alle die gleiche Weltkarte besitzen. Bei dem man sich fragt, ob der Mond am Himmel, der Gleiche ist, der auch um die anderen Menschen gravitiert. Bei dem man sich fragt, ob bei den anderen die Jahreszeiten dezent entgehen als bei uns.

Als ich die Augen öffne und bemerke, wie die Wärme aus meinen Händen entgleitet, das Lodernde erlöscht und die weissen Flocken sachte auf mich herabfallen, wird mir klar, dass ich mich verzerrt fühle- Die Sonne wird kalt. Es fängt an zu schneien. Nur mit Mühe versuche ich mir zu sagen, dass es tatsächlich wahr ist. Zwischen uns herrscht der Frühwinter..




Geschrieben von A.C



Donnerstag, 27. September 2012

Das Herbstmädchen


Im Wald. Es ist Herbst. Die goldenen Blätter fallen und der Geruch von Melancholie liegt in der Luft. Der Ruf des Windes weht durch die Blätter hindurch. Vorhin hat es geregnet. Die Erde unter den Füssen ist noch feucht. Zwei Kinder tauchen auf. Barfuss, als würde ihnen die Kälte nichts ausmachen. Hand in Hand laufen sie zum Fluss und beobachten die Fische, die darin schwimmen. Sehen Rehe, die sich vor ihnen verstecken und Vögel, die überall umherflogen. Sie lachen und laufen Hand in Hand weiter durch den Wald. Das Rascheln der Blätter ergibt ein langsames schönes Lied. Im Laufe des Liedes werden sie grösser und älter. Sie laufen immer noch Hand in Hand durch den Wald. Als beide mitten im  Leben stehen, entdeckt sie ein grünes Blatt. Es ist anders. Kein Herbstblatt. Sein Grün ist satt und frisch wie der Frühling. Herbst und Frühling sind ganz andere Welten, denkt das Mädchen. Sie nimmt das Blatt vom Boden und überreicht es ihm. Als Geschenk, als Zeichen dafür, dass der Junge neben ihr anders ist als alle anderen. Er ist besonders. Doch grinsend reisst er ihr das Blatt aus der Hand und wirft es weg. Einfach wegwerfen, als wäre das Blatt doch nicht anders. Das Mädchen ist verletzt, zeigt es aber nicht. Es lacht einfach und sie laufen weiter.  Je tiefer sie in den Wald gehen, desto mehr Blätter verlieren die Bäume, bis alle nur noch nackt und stumpf sind. Plötzlich bleibt der Junge stehen, blickt zu ihren Füssen und meint: „Es wird Zeit, unsere Schuhe zu holen. Sonst erfrieren unsere Füsse“ Er lässt ihre Hand los und läuft den Lebensweg zurück durch den Wald.
Sie wartet unter einem Baum. Dieser Baum ist noch frisch, genauso wie das Blatt, welches sie vor Jahren gefunden hat. Dieser Baum hat keine Blätter verloren. Er ist gross und prächtig und bittet ihr Schutz vom neuen Regen, welcher über ihr gegossen wird. Sie setzt sich hin und fängt an zu singen. Die Zeit hält still, weil sie ohne den Jungen nicht tiefer in den Wald gehen kann. Ihre Stimme tingelt durch die Bäume hindurch. Obwohl die Zeit nicht vergehen kann, scheint sie innerlich älter zu werden. Sie fühlt sich schwach, energielos, alt. Die Stille umhüllt sie, als sie aufhört zu singen. Die Melodie ist aus ihrem Leben fortgegangen. Den Rhythmus hat sie verloren. Die Freude verblasst, genauso wie die Wärme in ihrem Herzen, welche sie sonst immer gespürt hat.
Die Frau weint. Eine eiskalte Träne fällt zum Boden. Schweigsam lässt sie die einzelnen Tränen fallen, denn was würde sich ändern, wenn sie die Tränen wegwischen würde?
Plötzlich kommt der Wind und sie fühlt etwas an ihrem Nacken. Mir ihrer Hand tastet sie danach und sieht es sich an. Es ist das grüne Frühlingsblatt. Das Blatt der Frische. Das Blatt, welches ein Zeichen für den Neuanfang ist. Sie versteht, lächelt und wischt sich damit die Tränen aus dem Gesicht. Das Frühlingsblatt wird zur Rose.  Rot wie ihr Blut, welches durch ihre Venen laufen. Sie weiss und versteht. Die Zeit lief auch, als der Mann wegging. Die Zeit läuft noch. Die Zeit wird weiterlaufen. Sie hat ihre Kräfte nicht verloren. Sie sind immer noch irgendwo versteckt in ihrem Körper. Die Melodie liegt noch auf ihre Zunge, ihre Schritte enthält noch den Rhythmus. Die Freude ist zurückgekehrt und sie spürt die Wärme in ihrem Herzen. Ein gutes Gefühl. Gut, genau wie sie. Sie nimmt die Rose mit Stolz zu sich, steht auf und läuft weiter. Tiefer in den Wald, während der erste Schnee vom Himmel fällt.

- Averiyà Curolox

Dienstag, 10. Juli 2012

Nichts vergeht

Tage und Nächte vergehen
Trotzdem habe ich dich noch nicht gesehen

Ich brauche dich hier bei mir
So habe ich dich im Visier

Ich besitze nichts von dir
Trotzdem bist du hier

In meinem Herzen stehst du da
Ja, es ist wahr

Selbst wenn die Welt untergeht
Bin ich unterwegs

Zu dir auf einem Weg
Ich hoffe, dass von dir nichts vergeht.


Geschrieben von A.C

Das Mädchen

Das Mädchen liegt auf ihrem Bett und träumt. Ihre Augen sind weit offen, sie schläft nicht, sie träumt nur.
Die Tür ist geschlossen, doch sie hört noch das Gespräch von Leuten, die draussen stehen und über das Wetter reden. Sie lachen und unterhalten sich über ihre Ehemänner und ihre Macken . Über ihre Kinder, die manchmal einfach nur ärgerlich sind. Über ihre Arbeit, die jeden Tag etwas strenger wird. Über Frauen, die sich nicht passend kleiden.
Das Mädchen grinst.
Die schweren Vorhänge der Fenster sind zugezogen. Gedämpfte Laute dringen ins Zimmer und ein Hund bellt. Ein Auto fährt vorbei und hinter der Wand des Zimmers gibt es ein Gemurmel. Im Garten spielen die Jungs Fussball und die Nachbarn grillen.
Nun schliesst das Mädchen die Augen. Versucht die Geräusche zu überhören. Es will nur ihr Atem hören. Es versucht sich zu erinnern.

Freitags war das Mädchen immer mit Freundinnen unterwegs gewesen. Sie haben ebenfalls über das Wetter geredet, viel gelacht und sich über andere Mädchen lustig gemacht, die sich nicht passend kleideten. Sie gingen shoppen, haben Kleider anprobiert, die sie sich niemals leisten konnten, weil sie trotz der Schönheit so teuer waren.
Samstags gingen sie Fussball schauen, obwohl sie sich nicht im Geringsten dafür interesserten, sondern lediglich dort waren, um die attraktiven Jungs anzufeuern. Nach den Spielen gingen sie oft alle miteinander spazieren und redeten über ihre Zukunft.
Das Mädchen ging viel aus und irgendwann traf sie auch den Jungen.
Das Mädchen freut sich, als sie an ihm denkt. Nun fällt ihr auch die vielen Ausflüge ein. Die Radtoure mit der Familie, die Nachmittage am See, die Abende in der Stadt.
All dies hat sie mit dem Jungen erlebt. Er wurde zu einem grossen Teil ihres Lebens. Er hatte dunkle Haare, blaue Augen und ein helles Lachen, welches ansteckend war. Das hat das Mädchen besonders gern gehabt.
Sie sind zusammen durch den Wald gestreut, haben heimlich Bier getrunken und feierten im Haus, wenn die Eltern mal nicht da waren, sind für zwei Wochen nach Italien gereist, dann bekam der Junge sein erstes Mofa.
Der Junge war Athlet und vor allem beim 100- Meter- Lauf war er nervös und hielt vor Aufregung dem Mädchen den Arm um die Schulter.
Das Mädchen träumt von all die Stunden der unbeschwerten Fröhlichkeit dieser Zeit.
Lange Zeit träumt es so und lächelt dabei.

Dann geht die Tür auf. Die schweren Vorhänge wurden auseinander gezogen, das Fenster geöffnet. "Das Essen ist fertig", sagt ein junger Mann freundlich. Er tritt ans Bett und greift dem Mädchen unter Arme und Oberschenkel. Er hebt sie aus dem Bett.
"Hunger?", fragt er, ohne eine Antwort zu erwarten.
Dann schiebt er das Mädchen aus dem Zimmer. Als sie über die Türschwelle fahren, quiietschen die Gummireifen des Rollstuhls leise. Das Mädchen träumt nun nicht mehr.
Jetzt weint es.



Geschrieben von A.C

Dienstag, 5. Juni 2012

Wenn ich wollte

Wenn ich wollte, könnte ich dich in Stücke zerreissen, auf dich treten, dich wie Müll wegwerfen. Ich weiss, dass ich das kann...
Ich würde dich innerlich töten. Ich würde dich verbluten sehen. Wenn ich wollte, würde ich dir nicht helfen, denn ich würde dich liegen und sterben lassen.
Dich würde ich in die Tiefe ziehen. Ich würde zusehen, wie dein Atem entvieht, wie deine Seele an mir vorbeizieht.
Wenn ich wollte, würde ich dich loslassen. Einfach so. Ich würde uns trennen, unsere Erinnerungen löschen. Du wärst mir egal. Ich würde dich zutiefst hassen, dir keinen Blick mehr schenken. Ich bräuchte deine Hand nicht mehr auf meinem Schulter. Ich bräuchte keine unsichtbaren Tränen zu vergiessen. Wenn ich das wollte, würde ich endlich aufhören unterzugehen. Mich in die Ewigkeit zu verlieren. Ich würde dann dich verlieren.
Wir hätten fast alles, was wir bräuchten... wenn ich nicht dieses Gefühl hätte, dir weh tun zu müssen.

Wenn ich wollte, würde ich dich verletzen.

Wenn nur nicht die Liebe wäre.





Geschrieben von A.C