Dienstag, 10. Juli 2012

Nichts vergeht

Tage und Nächte vergehen
Trotzdem habe ich dich noch nicht gesehen

Ich brauche dich hier bei mir
So habe ich dich im Visier

Ich besitze nichts von dir
Trotzdem bist du hier

In meinem Herzen stehst du da
Ja, es ist wahr

Selbst wenn die Welt untergeht
Bin ich unterwegs

Zu dir auf einem Weg
Ich hoffe, dass von dir nichts vergeht.


Geschrieben von A.C

Das Mädchen

Das Mädchen liegt auf ihrem Bett und träumt. Ihre Augen sind weit offen, sie schläft nicht, sie träumt nur.
Die Tür ist geschlossen, doch sie hört noch das Gespräch von Leuten, die draussen stehen und über das Wetter reden. Sie lachen und unterhalten sich über ihre Ehemänner und ihre Macken . Über ihre Kinder, die manchmal einfach nur ärgerlich sind. Über ihre Arbeit, die jeden Tag etwas strenger wird. Über Frauen, die sich nicht passend kleiden.
Das Mädchen grinst.
Die schweren Vorhänge der Fenster sind zugezogen. Gedämpfte Laute dringen ins Zimmer und ein Hund bellt. Ein Auto fährt vorbei und hinter der Wand des Zimmers gibt es ein Gemurmel. Im Garten spielen die Jungs Fussball und die Nachbarn grillen.
Nun schliesst das Mädchen die Augen. Versucht die Geräusche zu überhören. Es will nur ihr Atem hören. Es versucht sich zu erinnern.

Freitags war das Mädchen immer mit Freundinnen unterwegs gewesen. Sie haben ebenfalls über das Wetter geredet, viel gelacht und sich über andere Mädchen lustig gemacht, die sich nicht passend kleideten. Sie gingen shoppen, haben Kleider anprobiert, die sie sich niemals leisten konnten, weil sie trotz der Schönheit so teuer waren.
Samstags gingen sie Fussball schauen, obwohl sie sich nicht im Geringsten dafür interesserten, sondern lediglich dort waren, um die attraktiven Jungs anzufeuern. Nach den Spielen gingen sie oft alle miteinander spazieren und redeten über ihre Zukunft.
Das Mädchen ging viel aus und irgendwann traf sie auch den Jungen.
Das Mädchen freut sich, als sie an ihm denkt. Nun fällt ihr auch die vielen Ausflüge ein. Die Radtoure mit der Familie, die Nachmittage am See, die Abende in der Stadt.
All dies hat sie mit dem Jungen erlebt. Er wurde zu einem grossen Teil ihres Lebens. Er hatte dunkle Haare, blaue Augen und ein helles Lachen, welches ansteckend war. Das hat das Mädchen besonders gern gehabt.
Sie sind zusammen durch den Wald gestreut, haben heimlich Bier getrunken und feierten im Haus, wenn die Eltern mal nicht da waren, sind für zwei Wochen nach Italien gereist, dann bekam der Junge sein erstes Mofa.
Der Junge war Athlet und vor allem beim 100- Meter- Lauf war er nervös und hielt vor Aufregung dem Mädchen den Arm um die Schulter.
Das Mädchen träumt von all die Stunden der unbeschwerten Fröhlichkeit dieser Zeit.
Lange Zeit träumt es so und lächelt dabei.

Dann geht die Tür auf. Die schweren Vorhänge wurden auseinander gezogen, das Fenster geöffnet. "Das Essen ist fertig", sagt ein junger Mann freundlich. Er tritt ans Bett und greift dem Mädchen unter Arme und Oberschenkel. Er hebt sie aus dem Bett.
"Hunger?", fragt er, ohne eine Antwort zu erwarten.
Dann schiebt er das Mädchen aus dem Zimmer. Als sie über die Türschwelle fahren, quiietschen die Gummireifen des Rollstuhls leise. Das Mädchen träumt nun nicht mehr.
Jetzt weint es.



Geschrieben von A.C